Da ich selber an der Alcatraz-FĂŒhrung nicht teilnahm, bat ich Petra um eine kleine Wiedergabe der Erlebnisse. Folgendes ist dabei rausgekommen. Danke Petra! Viel SpaĂ!
Endlich war der Tag gekommen und ich durfte den Boden von Alcatraz Island betreten. Lange habe ich mich schon darauf gefreut und nun war es soweit. Um 9:40 legte das Boot in Richtung Alcatraz ab und um 10:00 Uhr waren wir da.
Tausende Jahre lang war Alcatraz eine einsame Insel, die vermutlich nur selten von Indianern besucht wurde.
1854 ging der erste Leuchtturm an der pazifischen KĂŒste auf Alcatraz in Betrieb.
1853 begann der Festungsbau auf Alcatraz. Da Alcatraz genau in der Linie der fahrenden Schiffe lag, wurde der Standort als dritte kleine Festung angesehen.
Fast schon von Anfang an war Alcatraz ein GefĂ€ngnis. Im Jahr 1859 trafen mit der ersten permanenten Garnison der Festung auch 11 Soldaten ein, die zur Inhaftierung im KellergeschoĂ des Sturmgangs bestimmt waren. WĂ€hren des BĂŒrgerkriegs waren Soldaten, die wegen Desertierens, Diebstahl, TĂ€tlichkeiten, Vergewaltigung und Mord verurteilt worden waren, Zivilisten, die des Verrates angeklagt waren, sowie die Mannschaft eines konföderierten Schiffes in Haft. Das Heer verwendete Alcatraz auch als Internierungslager fĂŒr Indianer.
1907 wurde die Festung aufgegeben und die Armeetruppen wurden durch Soldaten der U.S. MilitĂ€rwache ersetzt. Es wurde begonnen die Zitadellen abzureiĂen und ein riesiges ZellengebĂ€ude aus Beton wurde gebaut. 1915 erhielt Alcatraz die neue Bezeichnung kurz-US Strafkaserne.
Es dauerte nicht lange bis Wehrdienstverweigerer des 1. Weltkrieges zu den Insassen von Alcatraz dazu kamen.
Von den 1545 MĂ€nnern, die ihre Strafe verbĂŒĂt haben trugen nur wenige berĂŒchtigte Namen. Einer der mir bekanntesten war AlâScarfaceâCarpone. Die meisten Insassen waren MĂ€nner, die sich in anderen GefĂ€ngnissen als ProblemfĂ€lle erwiesen hattenâUnruhestifter und Ausbrecher.
Das ZellengebĂ€ude war nie voll belegt . Im Durchschnitt waren 260 HĂ€ftlinge untergebracht und es standen 336 renovierte Zellen zur VerfĂŒgung.
Es gab 5 Selbstmorde und 8 Morde auf Alcatraz.
HÀftling blieben auf Alcatraz bis sie nicht mehr als störend oder unverbesserliche Elemente angesehen wurden (ca. 8-10 Jahre).
Wer gut ĂŒber die Runden kommen wollte, musste sich an die Regeln halten. Ich glaube, es ist heute noch so.
Nr. 5 der GefÀngnisregel lautet (Verordnung von 1934)
âSie haben Anspruch auf Verpflegung, Kleidung, Unterbringung und Medizinische Versorgung. Alles andere sind Privilegienâ
Auf Alcatraz hat es gutes Essen gegeben, dass auch ausgarniert wurde und das GefÀngnis selbst war sauber. In den Filmen wurde Alcatraz zu einem Symbol der Schattenseite Amerikas.
Am Anfang stand die Kleiderkammer, da wurde GefĂ€ngniswĂ€sche, Hygieneartikel, Kopfkissen und Decken ausgegeben. Danach waren Gemeinschaftsduschen in einer Doppelreihe aufgereiht (ca. 30) jede mit einem StĂŒck âKernseifeâ ausgestattet.
Die Zellentrakte waren noch sehr gut und anschaulich erhalten. Wir hatten einen Audio Guide, der uns super durch das GefĂ€ngnis gefĂŒhrt hat. Im VerhĂ€ltnis zu unseren heutigen Justizvollzugsanstalten wurden die Gefangenen in "kleinen Löchernâ (ca. 1,50m x 2,70m) untergebracht. Eine Toilette mit Bett und Stuhl und etwas was einem Tisch Ă€hnelte. Erst spĂ€ter wurden die Zellen möbliert und die Gefangenen durften Radio hören (2 Sender). Neben der GefĂ€ngnisbĂŒcherei hatten privilegierte Gefangene die Möglichkeit Zeitschriften zu abonnieren.
Die Zellentrakte lagen sich gegenĂŒber. Es gab 3 Stockwerke. Die Zellen waren vergittert und man konnte in die gegenĂŒber liegende Zelle schauen. Eine PrivatsphĂ€re war nicht gegeben. Jeder konnte seinem GegenĂŒber beim Toilettengang zusehen und der ganze Trakt konnte es âhörenâ. Aber dieser Trakt war ja noch âgemĂŒtlichâ, denn fĂŒr die Unverbesserlichen und âStinkerâ gab es Einzelhaft. Zellen, die kein GegenĂŒber hatten, keine Heizung , nur Fenster aus denen man den Wind heulen hören konnte. Es war kalt und es gab noch 3 âEinzelzellenâ die kein Licht hatten. Man hat einfach die TĂŒren verschlossen, so dass absolute Dunkelheit herrschte. Bei diesem Gedanken an die KĂ€lte die da geherrscht haben muss, wurde mir recht ungemĂŒtlich.
Das war es zu Alcatraz. Es gibt noch viel mehr zu schreiben, aber die EindrĂŒcke die man vor Ort macht, kann man nicht wiedergeben. Es war super interessant und ich habe viel ĂŒber das ehemalige HochsicherheitsgefĂ€ngnis, welches 1963 aus KostengrĂŒnden geschlossen wurde erfahren. Der Besuch auf Alcatraz hat sich gelohnt und meine Vorfreude darauf wurde belohnt.
Hallo,
schön auch mal solch einen Bericht zu lesen. Seit dem Film „Alcatraz“ bin ich fasziniert von dieser „Festung“. Leider habe ich auch schon andere Stimmen gehört, dass diese FĂŒhrungen eher Langweilig und Abzocke wĂ€ren.
Aber dieser Bericht macht Freude auf einen Besuch!
GruĂ Markus
Hallo,
viele lassen sich von den Filmen ĂŒber den „Knast“leiten und wollen „emotional dieses Gesehene“ auf Alcatraz nacherleben.
Wie ich schon im Artikel geschrieben habe, war Alcatraz aber in Wirklichkeit ein ganz normales GefÀngnis.
Deshalb sind manche vom Besuch vielleicht auch enttÀuscht gewesen ?!
Klar ist man neugierig, gerade wegen den Filmen die es ĂŒber dieses GefĂ€ngnis gab. Es hat schon so seinen Reiz. Aber wenn man da objektiv heran geht, wird es auch sehr interessant fĂŒr einen werden.
Ăbrigens sollte man vorbuchen, so HOLTER die POLTER auf die Insel kommen ist nicht so einfach.
GruĂ Petra